Tango Argentino
tanzen
Lernen - Können - Lehren
 

Tango Argentino

Obwohl in Buenos Aires geboren, hat der Tango Europäische Wurzeln:
Das Bandoneon stammt aus Deutschland, die Gitarre und die Sprache aus Spanien, die Stimme aus Italien, die Geige hat Jüdisch-Russische Ursprünge, die Eleganz des Tanzes ist französisch geprägt, das Klavierspiel ist deutsch-russisch beeinflußt. Die Schritte des Tango haben Wurzeln in europäischen Gesellschaftstänzen wie z.B.: Polka und Walzer. Diese internationale kulturelle "Chemie" findet sich heute besonders in Berlin wieder, was sicherlich die Tatsache plausibel erklärt, daß Berlin neben Buenos Aires die Stadt mit den meisten Tango Aktiven und Aktivitäten ist.

Der Tango Argentino Tanz (i.F. kurz: Tango) als Salon- bzw. Gesellschaftstanz ist entgegen landläufiger Meinung kein "Machotanz", in dem der Mann führt und die Frau folgt, sondern ein emanzipierter Paartanz mit feinem Gespür für Nuancen: Spüren, Anbieten, sich wechselseitig und gleichberechtigt im Miteinander entdecken.

Entstanden in den Hafenvierteln von Buenos Aires, Montevideo und Rosario war der Tango kein Zeitvertreib, sondern ein Weg und ein gesellschaftlicher Raum, sich trotz verbaler Barrieren kennen zu lernen, sich zu spüren, Beziehungen anzuknüpfen, Beziehungen tänzerisch in der Öffentlichkeit auszuleben, Momente gemeinsamen Glücks zu verspüren, oder aber beim Tanzen die Disharmonie des Gegenüber wahrzunehmen.

Der Tango lebt von der Improvisation, deren Basis eine Grammatik im Tanz bildet, die wiederum auf körperliche Logik baut. Aus dem Gesellschaftstango - auch Tango de Salon genannt - geht der Bühnentango hervor, der mit spektakulären Figuren fasziniert. Tango tanzen im Ursprung ist kein Spiel, sondern konkretes persönliches Angebot und Fühlen, Konsonanzen und Dissonanzen spüren, den Moment erleben, das Spektrum der eigenen Kreativität mit der des Partners in Kongruenz - nicht in Konkurrenz - verweben. Dabei bewegte sich ursprünglich der Salontango in einem gesellschaftlichen Umfeld, das konkreten aber diskreten sensiblen Verhaltenscodizes folgte, die ein respektvolles gesellschaftliches Miteinander regelten, wie dies in traditionellen Salones in Buenos Aires bis heute zu finden ist.

Insofern beinhaltet den Tango-Tanz zu erlernen, nicht nur die Übernahme gewisser Schritte und Choreographien, sondern auch eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst, dem Partner, der unmittelbaren Umgebung und mit der Musik. Tangotanzen ist also auch soziales Benehmen!
Tangotanzen ist also nicht nur eine körperliche Betätigung sondern ein kommunikative kulturelle Aktivität. Der Partner ist das Gegenüber dieser tänzerischen Kommunikation und nicht Assistent zur Durchführung der Tanzfiguren. Analog dem Erlernen einer Sprache sollte der Lehrer nicht nur die Technik beibringen, sondern auch an den Inhalt heranführen. Während es selbstverständlich ist, daß ein Muttersprachlich gebildeter Mensch, um als Lehrer zu wirken, eine pädagogischen Ausbildung nachzuweisen hat, sollte dies im Tango, der analog zu diesem Vergleich für viele zudem eine "Fremdsprache" darstellt, unbedingte Voraussetzung werden.

Professioneller Tango Unterricht sollte sich pädagogisch wie didaktisch durch kulturell authentische Kompromißlosigkeit auszeichnen, aber dennoch unterhaltsam sein. Analog dem Lehren einer Sprache, wird die Struktur, die Grammatik, der Bewegungsschatz, das Kombinieren, unter ergonomisch und physiologisch korrekten Gesichtspunkten erlernt. Statt vorgefertigter Choreographien sollen die Tanzenden in die Lage versetzt und motiviert werden, unter Beachtung der "Tango- Grammatik und Struktur" ihre Persönlichkeit kreativ und gefühlvoll tänzerisch um zu setzen.